Handball-Oldies der BSG Chemie Westeregeln besuchten alte Wirkungsstätte Mühlhausen (13.01.2009)
„Wenn nicht jetzt – Wann dann ?“
Mühlhausen (hbr/lm). Unter diesem Motto zog es die Westeregelner Handballer des Jahrganges 1948 und jünger nach vielen Jahrzehnten mal wieder an ihre alte Wirkungsstätte Mühlhausen zurück. Die Idee zu diesem Treffen spukte schon viele, viele Jahre in den Köpfen von Hüpfer, Kotz, Platschek, Belami, Billy Tullisch, Teite, Viktor, Johann & der Graf, Henne, Teckel, Schock, Bruscha und Onkel Kurt herum. Doch erst durch den organisatorischen Einsatz des heutigen Geschäftsführers des Kreissportbundes Salzland, Lothar Maruhn, mit Hilfe des ehemaligen internationalen Schiedsrichters, Jörg Hestermann und der Landessportschule Mühlhausen konnte die Idee in die Tat umgesetzt werden.
Dieses verlängerte Wochenende verlangte den Jung-Alten Herren dann doch einiges an „in den Erinnerungen kramen“ ab. Schon bei der Begrüßung vor dem Sporthotel Mühlhausen am frühen Freitagabend wurde klar, die folgenden 72 Stunden würden kaum reichen, um die Jahre zwischen 1963, dem ersten Jahr des Trainingslagers, und dem letzten 1988, in der Gesamtheit wieder auferstehen zu lassen. Aktivisten der ersten Stunde waren damals Wolfgang Otto, Günter Anhalt, Kurt Linhart, Helmut Werner, Gerd Steube, Leo Oschim, Rainer Ihlenburg, Bernd Witzke und Lothar Maruhn.
Was aber beim Durchstöbern der bei allen Teilnehmern lieb gewordenen Stadt Mühlhausen immer wieder alle Erinnerung überwog, war die große Dankbarkeit von Ronald Busch, über Helmut Kaschny oder Kurt Linhart zu ihrem Sportfreund, damals Übungsleiter, Trainer, Einkäufer, Küchenchef, Lagerleiter und Vaterersatz, Karl-Heinz Kleye. Er hatte in Mühlhausen Pädagogik studiert und dank seiner Ortskenntnisse konnte er in gut 25 Jahren mehreren Handballer-Generationen erlebnisreiche Trainingslager anbieten. In den Augusttrainingslagern wurden Spieler ausgebildet, die dann unter anderem beim SC Magdeburg spielten. Es wurden hier DDR- bzw. Armeemeister, Oberliga- und Auswahlspieler gebacken. Einer der auch immer wieder am Brennpunkt des Geschehens war, war Horst St. Bethge. Auch die jungen Spunte, wie Alfred Bereck und Manfred Wöhlert wurden vom großen Zampano, Karl-Heinz Kleye, auf „Lehrertauglichkeit“ in den Trainingslagern geprüft. Ihnen gilt ebenfalls der Dank der vielen hundert Sportler.
Egal wo sich die in bundesligatauglichen Jerseys, auf der Brust stand „BSG Chemie Westeregeln“ und auf dem Rücken trugen die alten Kempen ihre Spieler-Nummer samt Namenszug von einst, auftauchten, sie waren ein bunter Farbtupfer in der sehr schön restaurierten Altstadt von Mühlhausen. Das Herz zerriss es ihnen aber beim Anblick ihrer Lieblings-Restauration über all die Jahre, der Kneipe „Drei Rosen“. Ob diese (ihre) Traditionsgaststätte jemals wieder zum Leben erweckt wird, scheint in Anbetracht der vielen guten Restaurants im Stadtzentrum mehr als fraglich. In guter Erinnerung bleiben den Herren noch die Treffen mit Heinz Schneider, dem 50-fachen DDR-Tischtennismeister (Post Mühlhausen) und WM-Bronzegewinner in diesem Lokal.
Der Besuch der ältesten Gaststätte der Stadt, der Postkeller Thuringia, Außenstellen CC, Schwanenteich oder Stadion der Einheit war dagegen deutlich angenehmer.
Die Tage zwischen dem 10. und 20 August gehörten dem Handball, doch das Städtchen Mühlhausen bot damals und heute noch viel mehr. Kultur im weitesten Sinne bietet in dieser Stadt jeder Stein, ob als Straßenpflaster oder in Form der prägenden Bürgerhäuser und 13 Kirchen. Bernd Krafczyk konnte beim Rundgang durch das vertraute Zentrum gar nicht genug davon bekommen.Über all dem thront und wacht ein imposanter Löwe auf einem Hügel am Südrand der Stadt. Der Besuch des Stadtparks gehörte zum Pflichtprogramm der Ex-Handballer der BSG Chemie genauso dazu wie der Besuch POS „Thomas-Müntzer“ (Quartier zwischen 1984 bis 1988) – heute Evangelische Schulen mit Grund- und Regelschule sowie Gymnasium, „Am Forstberg“ (1981 bis 83), POS „Am Bahnhof“ oder der Erweiterte Oberschule – heute Tilesius-Gymnasium (1. Quartier 1963). Beim Besuch des Stadions von Union Mühlhausen, früher BSG Einheit, kam die Gruppe mit Platzwart Karsten Franz ins Gespräch. Der öffnete gern das Tor zum Sportplatz, wo früher viele Liter Schweiß flossen.
Doch bis zu diesem Trainingsdomizil hieß es für die jungen Wilden früher erst die Stadtbergstraße im Laufen zu meistern. Man konnte das Stöhnen beim Erklimmen der Steigung und das Bremsen bergab heute noch hören und dies zwei Mal im Rundkurs (Hoch war schlimm, runter noch schlimmer).Der Trip in die Anfangsjahre der Handball-Trainingslager hat allen Teilnehmern der „Kult-Klausurtagung“ viel gegeben. Da es den Teilnehmern an den unzähligen Trainingslagern vergönnt war, an der größten Stadtkirmes der Welt teilzunehmen (Termin immer September), war natürlich ein Höhepunkt der Besuch von einigen der 30 Kirmesgemeinden. Hier erfuhren sie viel über die 100-jährige Geschichte der Kirmesgemeinden. Natürlich wurde von den Männern in Grün mit der Aufschrift „BSG Chemie Westeregeln“ auch hier und da die Westeregelner Handballhymne „Über`n grünen Rasen fliegt ein brauner Lederball...“ gesungen. Dies kam bei den Mühlhausern und ihren Besuchern gut an, denn am nächsten Tag war es in der Festmeile Stadtgespräch. Diese Kultur muss man erlebt haben, sonst hat man eine weitere schöne Seite von Mühlhausen verpasst und dies wäre doch wohl mehr als schade.„Wenn nicht jetzt – wann dann?“ – die Zeitreise der BSG-Chemie-Handballer konnte am Montagmorgen erfolgreich abgeschlossen werden. Sollte das Personal in 10 Jahren ein erneutes Verlangen nach Mühlhausen haben, dann dürften den alten Herren des Westeregelner Handballs erneut alle Türen offen stehen.
Bild 1: Herzliches Hallo bei der Ankunft im Sporthotel. Hüpfer: "Wer bist du Jungscher denn? Kannst Onkel Ronald zu mir sagen."
Bild 2: Vor dem „Postkeller“ auf der damaligen Idiotenrennbahn (heute keine Straßenbahn mehr) machten Kaschny, Maruhn, Seils, Kaczmarek, Elsner und auch Kotzuch (v.l.) den einen oder anderen Spaß mit vorbeikommenden Passanten.
Bilder 3, 4, 5: Die „Chemiker“ der BSG Westeregeln begeben sich auf ihren Rundgang durch die Stadt Mühlhausen.
Bild 6: Jürgen Annecke, Klaus Kaczmarek, Helmut Kaschny, Lothar Maruhn, Bernd beinhoff, Ullrich Elsner, Klaus Keil, Bernd Krafczyk, Matthias Klockmann, Rainer Seils, Kurt Linhart und Eckart Kotzuch auf dem Sportpaltz von Union Mühlhausen, damals Einheit Mühlhausen.
Fotos: Hartmut Brose
[Alle Fotos zur Rubrik Sport anzeigen]